hs37 wahnsinn und gesellschaft

10/12/2011

Wir sind sehr zeitig im Dezember! Stößchen! Unser Thema ist Psychologie/Psychologisierung im Mashup mit queer. Nach einem kurzen und hochschwelligen Einstieg über Trigger landen wir ausführlich bei Psychologie und queerer Szene. Wir besprechen hier den Umgang mit und Kritik an Psychologie und untersuchen *queer als alternative Umgangsstrategie mit nichtnormativem Verhalten. Nach einem noch einmal vertiefenden Austausch über Trigger enden wir mit einem kurzen Blick auf Therapieerfahrungen.

Das Thema Psychologie kann unserer Ansicht nach in sich durchaus Triggerpotenzial haben, überlegt euch bitte, ob ihr den Podcast hören möchtet. Wir sprechen keine expliziten Gewalterfahrungen an.

 

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Musik: Vladimir Sterzer – Silent Night – Stille Nacht, heilige Nacht

Steff nannte zum Weiterlesen: Michel Foucault – Wahnsinn und Gesellschaft

Hier haben sich 5 Kommentare versteckt! Finde sie:

  1. 15/12/2011»Paula« schreibt:

    Ein spannendes Thema, danke euch dreien! War streckenweise ein bisschen anstrengend zu hören, wegen langer, verschwurbelter Sätze und dem ziemlich lauten Nüsse-Knacken (auf letzteres in Zukunft lieber verzichten?). Hoffe zudem, Marlen geht’s wieder gut… die Ärmste, hab ja richtig mitgelitten. 🙁

    Zum Thema, ich fand das sehr hilfreich, auch mal andere Gedanken zu Trigger(warnunge)n zu hören, denn ich bin mir da auch immer unschlüssig, wo ich z. B. ’ne Warnung setzen soll. Im Grunde genommen kann eine_r ja wirklich von *allem* getriggert werden, je nach Lebensumstand – ich möchte da eigentlich ungern Erfahrungen bewerten, weil das gar nicht in meiner Macht liegt. Fand das dann gut, wie ihr das gelöst habt, indem ihr einfach grundsätzlich angesprochen habt, worüber ihr reden werdet… so etwas könnte ich mir auch gut für Blogeinträge vorstellen, also z. B. eine Art Exposé aus drei Sätzen ganz zu Beginn zu schreiben. (Was ich gar nicht mag ist ein hingeworfenes „[TW]“ mitten im Text, denn ich glaube nicht, dass jede_r weiß, dass das für „Triggerwarnung“ steht…)

    Zum Problem der (abgebrochenen) Therapien: das kenne ich leider auch aus eigener Erfahrung und Erzählungen, dass Therapeut_innen nicht mit den eigenen Lebensentwürfen und Vorstellungen zurande kommen und dann vielleicht sogar versuchen, eine_n auf „den richtigen Pfad“ (*kotz*) zurückzuführen. Leider ist es nicht immer einfach, solche Themen schon in den Probesitzungen anzusprechen, sodass sich die spätere Reaktion manchmal nicht abschätzen lässt…

    (So, ich hoffe, ich habe alles gesagt, was mir durch den Kopf ging… habe meinen Kommentar davor aus Versehen gelöscht, bevor er drin war. -_-)

  2. 15/12/2011»Paula« schreibt:

    Hatte doch was vergessen:

    Was ich ebenfalls immer schwierig finde, ist das Umgehen mit eigenen Triggern/eigenem Unwohlsein. Will ich guten Freund_innen davon erzählen, damit sie Rücksicht nehmen können, wenn sie wollen? Ist es mir vllt. doch zu privat und ich versuche, irgendwie damit umzugehen (v. a. bei nicht so „krassen“ Triggern)? Was, wenn darauf fast keine Rücksicht genommen werden kann, weil es vllt. ein Trigger ist, der im Alltag immer wieder vorkommt? Gleiches gilt: Wie gehe ich damit um, wenn Freund_innen solche Trigger haben, die sich de facto nicht vermeiden lassen.

    Bin da immer noch auf keinen grünen Zweig gekommen.

  3. 15/12/2011marlen schreibt:

    @Paula vielen Dank für Deine ausführlichen Kommentare! Beim Nachhören ist mir auch aufgefallen, wieviel Lärm wir diesmal gemacht haben. Das nächste Mal wieder leiser. =)

  4. 18/12/2011martEn schreibt:

    Hallo Ihr drei,

    ich finde es sehr cool, dass ihr euch des Themas „Verrückheit“ angenommen habt und an den entscheidenden Stellen die notwendige Kritik übt. Ich möchte euch insofern nur ergänzen bzw. auf Weiterführendes verweisen.

    Eine eigene Sprache für „verrückte“ Zustände und Wahrnehmungen sucht bspw. das Supportnetzwerk Icarus Project: http://theicarusproject.net/ Da lohnt sich ein Blick in deren Broschüren in jedem Fall.

    Nicht nur gibt es eine Antipsychiatriebewegung damals und heute, sondern existiert auch eine feministische Psychiatriekritik. Ein Beispiel, wo *queer und Psychopolitik sich überschneiden, ist die aktuelle Kampagne zur Entpathologisierung von *Trans, die darauf zielt, die Diagnose der sog. „Geschlechtsidentitätsstörung“ aus den internationalen Krankheitskatalogen (den dicken Büchern, wie Joke meinte) zu streichen: http://www.stp2012.info/old/de *queer schafft es hier ganz gut zu zeigen, wie psychologische Kategorien und Institutionen auf einer zweigeschlechtlichen Ordnung beruhen.

    Mir ist durch den Podcast nochmal deutlich geworden, wie gut und eng *queer Hand in Hand mit diesen Entpathologisierungsbestrebungen geht. Gleichwohl ist das queer utopia noch derart in weiter Ferne, dass ich es total wichtig finde, sich queere Räume dafür anzueignen und *queer zu re-politisieren.

    Denn schließlich sind auch meine Krisen politisch und haben zutiefst mit der Gesellschaft zu tun, in der ich lebe.

    Vielen Dank nochmal für diese Folge!

    Gruß,
    martEn

  5. 7/02/2015K schreibt:

    Hallo Ihr Lieben,
    ein ganz dickes Dankeschön auch für diese Folge! Ich fühlte mich sehr angesprochen und dachte wieder an einen kurzen Moment der Verwunderung letztes Jahr: Ich war letztes Jahr das erste Mal auf der Mad&Disability-Pride-Parade in Berlin. Dorthin war ich über behindertenpolitische ZUsammenhänge gekommen. Daher war ich sehr erstaunt, so viele „nicht behindert aussehende“ Menschen vorzufinden, obwohl ich mich sofort sehr wohl fühlte. Dort (wie auch sonst beim Thema Behinderung) ging es viel um Pathologisierung, Norm und Schubladen („Schubladen zu Sägemehl!“).

    Ich habe mir auch vor Eurem Podcast schon einige Gedanken zu diesen Themen gemacht und bin positiv überrascht, wie ähnlich eure Gedanken den meinen waren.

    @Paula: Ich selbst habe solche „Alltagstrigger“… und „zum Glück“ nicht so viele Menschen um mich… je nach Ausprägung des Flashbacks würde ich mir vor allem wünschen, dass mir keine Vorwürfe gemacht werden.

    @martEn: Entpathologisierung von Trans: Ja! Aber wie Joke auch im Podcast sagt: Die Diagnosen braucht man, damit die Krankenkasse Therapien bezahlen darf. Welche Alternativen gibt es? Schwierig.

    Auch sonst einen ganz herzlichen Dank für Euren Podcast! Ich mag Eure Theorien. Bitte mehr Theorie! Da ich auch ein Elter bin, freue ich mich da über jeden Hinweis, Input und Eure Erfahrungen.

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