hs23 urlaub

27/08/2010

*in dieser Folge kommen rassistische Wörter vor*

Queers im Urlaub – das ergibt natürlich ein halbsoziologisches Projekt. Wir sind relativ frisch wieder aus Polen zurück, haben uns kaum erholt und müssen sofort erzählen. Über schlimme Nachbarn, Familienzelte, Kommunikationsbarrieren, Ostseesteine und Umgang mit wenig Privatsphäre. Ein kleiner Exkurs Richtung Tourismus – wir als Tourist_Innen und wir als Objekte des Tourismus – darf nicht fehlen und auch das Ewige Thema „nichtnormative Gender auf Toilettensuche“ bekommt seinen Platz.

 

| Open Player in New Window

Download (mp3, 86,8 MB)

Musik: Usta – Ba?ka mydlana (update)

Suchtipp: Tom Boxer feat. Antonia – Morena (mit Video aber!)

Hier haben sich 6 Kommentare versteckt! Finde sie:

  1. 28/08/2010ihdl schreibt:

    die folge hat mir wieder an einigen stellen stirnrunzeln bereitet und halb angedachte einwände sind entstanden, die in kommentarform wieder nicht richtig zur geltung gebracht werden können. zum beispiel bei dem punkt mit den sprachen (sprechen die menschen im urlaubsland meine sprache? wie gehe ich damit um, dass leute aus deutschland davon ausgehen, dass es so zu sein hat?) habe ich mich gefragt, inwiefern das englisch sprechen und sich darüber von den anderen deutschen abgrenzen von marlen denn subersiv ist.

    bei der geschichte mit dem rundgang im karoviertel habe ich mich gefragt, ob es nicht gut ist, wenn zum beispiel schüler_innen sich mit solchen fragen auseinandersetzen statt nur rathaus und barockkirche.

    heiter scheitern wirft immer die reflektiermaschine an!

  2. 30/08/2010Marlen schreibt:

    Englisch sprechen:
    Wenn ich mich irgendwo befinde, wo die Landessprache nicht deckungsgleich mit einer Sprache ist, in der ich mich einigermaßen verständlich machen kann, fange ich an, Sprachen abzufragen, von denen ich glaube, dass ich mich damit in der Situation angemessen verständigen kann.

    Meistens fange ich dabei mit Englisch an, weil es eine weit verbreitete Sprache ist, die in den Gegenden, in denen ich mich meistens aufhalte kulturell eingewoben ist – zum Beispiel, in dem sie in Liedern im Radio benutzt wird – und weil ich das einigermaßen kann. Dadurch verspreche ich mir den größten Erfolg.
    Wenn ich mit Englisch nicht weiterkomme, versuche ich andere Sprachen. Und wenn ich das Gefühl habe, dass Deutsch sinnvoll ist, dann frage ich auch Deutsch ab.

    Allerdings: anders als bei Englisch (Popsongs im Radio, Werbeslogans auf Plakaten etc.) nehme ich Deutsch in Gegenden, in denen es nicht die Amtssprache ist,
    nicht als Sprache war, die (auch anderweitig) (pop)kulturell verwoben ist, sondern eher als Sprache, die aus rein touristischen Gründen erlernt wird.

    Und ja, ich finde es unglaublich arrogant, davon auszugehen, dass die Leute, deren Sprache ich nicht spreche sich gefälligst auf mich als (reiche/deutsche/wertvolle) Touristin einstellen sollen und deutsch lernen. Und ja – davon will ich mich abgrenzen. Ich fange erst dann an, mit Leuten Deutsch zu reden, wenn wir keine andere gemeinsame Sprache finden, von der wir der Meinung sind, dass wir uns damit gut verständigen können.

    Ich bilde mir außerdem auch ein, durch diese Strategie ich mit mehr Leuten ins Gespräch zu kommen.

    Ist das subversiv? Keine Ahnung. Ich habe an der Stelle nicht den Anspruch, subversiv zu sein. Jedenfalls nicht mehr als sonst.

  3. 1/09/2010theo schreibt:

    ich muss gestehen, ich finde in dieser podcastfolge einige punkte bemerkenswert. zum einen die art und weise wie über andere leute (zumeist deutsche touris im in- und ausland) gesprochen bzw. geurteilt wird.
    zum anderen den anspruch an eben diese doch zumindest in der landessprache des gewählten urlaubslandes wenigstens „guten tag, auf wiedersehen, bitte und danke“ sagen zu können, die podcastmachenden aber zu anfang der folge eingestehen selbst offenbar nicht einmal „guten tag“ auf polnisch zweifelsfrei aussprechen zu können. zu guter letzt noch, sich offenbar nicht darüber bewusst zu sein, dass personen auf englisch anzusprechen – die mit einer hohen wahrscheinlichkeit einen niedrigeren bildungsstandard haben als die urlaubsreisenden selbst – einigermaßen arrogant wirken kann, bzw. englisch als standard- „tourismussprache“ vorausszusetzen auch von einem privilegiertem (bildungs-)status zeugt, der hier scheinbar unhinterfragt bleibt. das in dem zusammenhang mit dem beinahe gebetsmühlenhaften, rigorosem abgrenzem von „diesen anderen deutschen“ hinterlässt bei mir doch ein dumpfes gefühl, bei dem ich nicht ganz umhin komme, mich zu fragen, was eigentlich sinn und zweck dieser podcastfolge gewesen sein soll. zu beweisen, dass man „voll anders“ ist?

  4. 2/09/2010ihdl schreibt:

    ich hatte den eindruck, dass du nicht mit deutsch anfängst bzw es eher hinten anstellst, obwohl es in einer region mit vielen deutschen touristen sinnvolll erscheinen könnte. dass es arrogant ist ohne weitere reflektion davon auszugehen, dass die leute vor ort ohne weiteres und gefälligst usw deutsch sprechen, geschenkt. aber angenommen, ich habe bei 10 personen die erfahrung gemacht, mit deutsch eher verstanden zu werden als mit englisch, dann würde ich wohl bei der 11ten person höflich fragen, ob sie deutsch spricht.

    „Ich fange erst dann an, mit Leuten Deutsch zu reden, wenn wir keine andere gemeinsame Sprache finden, von der wir der Meinung sind, dass wir uns damit gut verständigen können.“

    liest sich für mich so, als wäre deutsch das letzte mittel der wahl – allein aus gründen der abgrenzung von anderen deutschen touristen. es gäbe noch den grund, ältere leute nicht mit erinnerungen an die ns zeit zu konfrontieren durch den klang der sprache, aber das benennst du nicht.

  5. 2/09/2010yetzt schreibt:

    ich versuche, bevor ich einen anderen sprachraum (und dass länder sich von sprachräumen unterscheiden, möchte ich mal festhalten) betrete, mir immer zumindest anzueigen, ausdrücken zu können, dass ich die jeweilige sprache nicht beherrsche und welcher sprachen ich mächtig bin. das hilft weiter und ist auch ausreichend horizontalitätsschaffend 🙂

  6. 3/09/2010Steff schreibt:

    Ich schließe mich erfreut der angeworfenen Reflektiermaschine von ihdl an.
    Und ich finde es – ehrlich gesagt – auch etwas beruhigend, wenn wir nicht mit jedem Kram, den wir von uns geben, durchkommen…

    @theo: mir haben Teile deiner Kritik deutlich gemacht, warum ich selbst mit manchen Stellen dieser nicht so ganz zufrieden war:
    Wir sind teilweise ganz schön um uns selbst gekreist und haben dabei mal den simplen aber umso wichtigeren Punkt außen vor gelassen, dass Leute für sich selbst sprechen können, und nicht für unsere Vorurteils-Schablönchen oder Abgrenzungs-Phantasien herhalten müssen.

    Da passt ja auch die Strategie, die yetzt beschrieben hat, hervorragend dazu. (ein dankbares Inspirations-*Stößchen* an dieser Stelle!).
    Ich bleibe da nämlich (wie es die queere Selbstpositionierungs-Schule gerne sieht! 😉 ) schön bei mir und lasse dem Gegenüber die Möglichkeit sich zu überlegen, ob sie_er sich in eine gemeinsame Kommunikation begeben möchte_kann.

    Das wird ab sofort zu meinen „Urlaubs“-Vorbereitungen dazugehören. Die Höflichkeitsfloskeln sind mir aber dennoch wichtig, und ich finde es auch nicht sehr tragisch, etwas nicht korrekt aussprechen zu können (verstanden wird es ja meist dennoch). Es gibt schließlich keine Qualitätsgrenze, ab der es erst erlaubt ist, eine Sprache zu benutzen. Bestenfalls verbessert mich dann mein Gegenüber freundlich.

    Zur Abgrenzung von anderen deutschen Tourist_Innen: ja das ist ein schweres Schaf!…nach dem – für mich einfach ätzenden – Deutschland-Männer-Fußball-WM-Wahn bedeutet es für mich tatsächlich auch Erholung vom „Zugedeutscht-Werden“ evtl. mal ne Pause zu bekommen…wer sich’s leisten kann! Klar! Dass das ne privilegierte Geschichte ist, sich aus nationalen Zusammenhängen rausnehmen zu wollen, ist mir allerdings sehr bewusst.

    Und was durch die vorherigen Kommentare auch nochmal deutlich wurde: Sprache hat viel mit Bildung und Geschichte des jeweiligen Sprachraumes und seiner Bewohnenden zu tun. Beides unsichtbare Dinge, die sich bei Begegnungen nicht sofort erschließen lassen und ich damit rechnen muss, an diesen Stellen heiter bis unschön zu scheitern. Hilft wie so oft wohl nur ein differenzierter Blick und das ein und andere Quäntchen Selbskritik.

Kommentier Dich!