hs24 gleich anders

11/09/2010

Wir schon wieder. Dieses Mal mit Anders-Sein und Gleich-Sein und den diversen Versuchen, der Begriffe queer zu werden.
Wo sind wir anders, wo sind wir privilegiert? Was bringt uns das, wie gehen wir damit um, was tut weh daran? Wie verstehen wir andere Biographien und wann hast Du eigentlich gemerkt, dass Du anders bist? Da wir das nicht alles beantworten können, füllen wir die übrige Zeit mit grandiosen Denkpausen und allerlei uneleganten Wortwitzen. Dieses Mal etwas leise und Joke startet demnächst vielleicht eine Porno-Karriere. Und die Katze sagt nichts dazu.

 

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Musik: The Kyoto ConnectionTake On Me

Links:

LesMigraSFragebogen zu Mehrfachdiskriminierung

Loren Cameron

Hier haben sich 5 Kommentare versteckt! Finde sie:

  1. 11/09/2010Christof schreibt:

    Trotz der mehrfachen Betonung, das Thema eigentlich gar nicht abdecken zu können oder diesen Anspruch nicht zu haben, habt ihr mir wieder gut zu denken gegeben. Danke!
    Da ihr wisst, wie ich euch begegnet bin, wisst ihr auch, welche Stelle mich am meisten interessiert hat, auch wenn dieser Teil eures Gesprächs leider so unverhofft und ruckartig endete wie er begann.
    Ab jetzt hören wir uns also im neuen Rhythmus alle zwei Wochen? Oder habe ich da wieder mit Absicht alles falsch verstanden? 🙂

  2. 12/09/2010Julia schreibt:

    Die Folge hat mir sehr gut gefallen, insbesondere Marlens Anstoß zu überlegen, wo ich denn NICHT anders bin. Und um weiterzudenken: Wo bin ich denn nicht anders als die meisten und habe keine Sensibilität oder Wertschätzung für Abweichung beziehungsweise setze mich mit der Mehrheit zur Norm?

    Anderssein oder sich fremd fühlen sind meiner Meinung nach menschliche Grunderfahrungen, die jeder Mensch hat. Die Selbstwahrnehmung der eigenen Psyche schließt doch irgendwie aus, sich wie „alle anderen“ zu fühlen. Was meint ihr?

  3. 13/09/2010Nadine schreibt:

    Es lässt sich wirklich viel zu dem von euch diskutieren schreiben. Jedenfalls war diese Folge für mich sehr aufreibend (was euer Podcast allerdings immer ist) und führte zu vielen unterschiedlichen Gedanken.

    Anderssein ist schwierig zu fassen. Schließlich sucht man sich Anderssein nicht aus und so ist es sehr individuell, aber auch und vor allem von einem bestimmten Grad an (Selbst)Reflexionsvermögen geprägt. Diese Grundvoraussetzungen, nämlich sich selbst überhaupt zu sehen und dazu auch noch den nötigen Mut zu haben sich in seiner Identität/Sexualität/Lebensentwurf (Entwurf ist ein furchtbares Wort, fällt mir gerade auf) auszuleben, vermag nicht jeder Mensch duchzusetzen bzw. überhaupt erst einmal zu erkennen. Zumindest ist das wohl kaum jemandem in die Wiege gelegt. Was natürlich umso interessanter werde lässt, was ihr zu eurem Anders-sein in der Vergangenheit erzählt habt.

    Worauf ich gern hinaus möchte, ist, dass was ziemlich am Ende auf „Queer macht arrogant“ reduziert wurde. Eine gewisse Form von Arroganz oder positiv umschrieben Abgrenzung zum Selbstschutz gegenüber anderen Menschen, die sich – was man ja meist sehr schnell merkt – weniger Gedanken machen oder bisher gemacht habe. Dieses ’sehr schnell merken‘ führt bei mir meist zu einem innerlichen Schielen und einer Form von Genervtheit für die ich mich im zweiten Moment sehr schäme. Nicht dass das auch ein Verpassen eines vielleicht auf anderen Ebenen interessanten Menschen bedeutet; es ist auch gesellschaftspolitisch kontraproduktiv. Nun kann es nicht meine Lebensaufgabe sein mich, meine Liebe und mein Leben ständig zu erklären, aber gedanklich im Kopf zu haben, dass es sich eh nicht lohnt, führt erst recht zu nichts.

    Für mich geht das mit Mainstream-Kritik einher. Ich selbst wende mich gegen jegliche Formen und Ausprägungen davon. Aber leider sind viele Mittel zur Durchsetzung von Hauptströmen die eindringlichsten und leichtesten Formen wie Menschen erreicht werden. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ich nicht auf einmal Teil davon sein muss, um etwas verändern zu wollen. Es bedeutet doch aber, dass ich nicht von Grund auf jeden Menschen verurteilen kann, die sich dem nicht entziehen. Viele haben bisher noch nichts anderes gesehen oder kennengelernt. Das Wissen fehlt. Und häufig auch die Bereitschaft zur Offenheit. Aber nur weil ich durch meine viele Gedanken zu unterschiedlichsten Themenbereichen und über mich Wissen und Erfahrung angesammelt habe, kann ich doch andere nicht als z.B. gutbürgerlich lebende Menschen ausschließen. Ich selbst drehe mich da im Kreis und wünsche mir für mich einen offeneren Umgang mit Menschen, die ich neu kennenlerne. Und nicht gleich nach ein paar Sätzen einen Stempel aufdrücke. Aber auch neue und keine festgefahrenen Ansätze für (meine) ehrenamtliche Arbeit mit Blick auf Bündnisbereitschaft unterschiedlicher Gruppierungen. Ich würde gerne eure Empfindungen zu diesem Thema erfahren und hoffe, dass ihr mit diesem sehr schwammig und schwer dazustellenden Gedanken etwas anfangen könnt.

    Insofern doch noch einmal konkretisiert gefragt: Wie kann eine (selbst)reflektierte Form von Anders-sein und das Ausleben eben solcher in der gesellschaftlichen Mehrheit ohne Ausgrenzung sondern unter Einbeziehung aller Menschen gesellschaftspolitisch produktiv eingesetzt werden?

    Zudem Fragebogen von LesMigraS: ich bin beruhigt, dass es euch ähnlich schwer gefallen ist diesen auszufüllen. Ich habe nach ungefähr der Hälfte der Fragen abgebrochen, was ich sehr schade fand. Schließlich ist die Heransgehensweise, nämlich die Auflösung von Kategorisierungen, zur Erlangung eines Erkenntnisgewinns zum Thema Mehrfachdiskriminierung eine sehr schöne. Leider empfand ich die Vermischung der Selbst- und Fremdwahrnemung bei einzelnen Fragen und Themenblöcken sehr unglücklich und frage mich, ob eine Auswertung auf dieser Grundlage tatsächlich möglich ist?

  4. 17/10/2010okrinom schreibt:

    Ich verstehe nicht wie man nicht „anders“ als alle anderen Individuen auf diesem Planeten sein kann. Ich glaube aufgrund der Komplexität der Welt und der für jedes Individuum differenten inneren Realität kann es die Unterscheidung von „anders“ und „gleich“ bzw. „nicht anders“ wenn überhaupt nur für ganz eng umrissene Einzelaspekte geben, ein Individuum als ganzes kann nicht „anders“ sein vermute ich. Ich glaube Euch auch stellenweise so verstanden zu haben, für mich zerfällt hierdurch aber vollständig die ursprüngliche Unterscheidung in „anders“ und „nicht anders“.

    Was mir in Nadines Kommentar auffällt und sich auch öfters durch den Podcast zieht:
    Es gibt glaube ich die Tendenz, eine Abgrenzung dritter von „eurer“ (schreibe ich jetzt mal vereinfachend) Sicht auf die Welt mit mangelndem Wissen oder mangelnder Beschäftigung mit gesellschaftlichen Strukturen bzw. entsprechenden Theorien zu erklären.
    Dies wird in den wahrscheinlich meisten Fällen auch stimmen, aber es ist kein Automatismus, denn (und wahrscheinlich tappe ich jetzt in eine ähnliche „Falle“ und erzähle Dinge, die jedem der sich auch nur ein wenig mit den Theorien beschäftigt hat schon weiß) niemand muss zu den gleichen Schlussfolgerungen auch aus einer intensiven Beschäftigung mit Gesellschaftsstrukturen kommen. Ich glaube ein großes Privileg ist durch intensive Beschäftigung (Studium etc.) und passende äußere wie innere Umstände zu einem konsistenten Modell von Gesellschaft gelangt zu sein. Das gleiche Level an Modellbildung in der restlichen Gesellschaft zu erwarten ist glaube ich nicht realistisch.

    Ich habe jedenfalls kein konsistentes geschlossenes Modell der Gesellschaft. Als Naturwissenschaftler muss ich auch gestehen, dass ich die gedanklichen Konstrukte von Queer die auch im Podcast thematisiert werden oft extrem komplex, unanschaulich und schwierig empfinde. Um Queer ansatzweise zu verstehen fehlt es mir glaube ich an entsprechendem Intellekt und Zeit bzw. Energie.
    Im Gegensatz zu derartigen Gesellschaftstheorien ist mein Studien bzw. Arbeitsgebiet regelrecht trivial, denn wir beobachten nur per Experiment die Natur und versuchen sie dann mit den Mitteln der Mathematik zu beschreiben. Es gibt keinen Diskurs im diskurstheoretischen Sinne über Naturgesetze bzw. naturwissenschaftliche Theorien da diese schlicht so lange gelten wie sie etwas korrekt beschreiben oder eben experimentell falsifiziert werden. Die von Individuen vollkommen entkoppelte physikalische Realität (an die ich fest glaube) gibt mir Sicherheit im Denken. Gesellschaftliche Realitäten sind hingegen nicht von den Individuen entkoppelbar, diese Tatsache überfordert mich oft.

    Ich möchte mich abschließend für den Einblick in eine von meiner Lebensrealität komplett entfernten Welt bedanken und hoffe auf noch viele weitere (anstrengende) Folgen heiter scheitern.

  5. 29/10/2013torben schreibt:

    ist zwar schon ne ältere Folge, aber ich bin erst jetzt zum hören gekommen und möchte noch was zum Kommentar von okrinom loswerden.

    und zwar zur Vorgehensweise in den Naturwissenschaften. Das mit den Experimentieren und Falsifizieren stimmt wohl so weit.
    Aber interessant ist doch, dass auch diese Experimente und deren Planung/Erwartung/usw in soziale Strukturen eingebettet zu sein scheinen.
    Ein gutes Buch dazu ist Thomas Kuhn – Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen.
    Der Mann ist mein ich Physiker und zeigt anhand von Beispielen auf, wie sehr die Ergebnisse zB in der Chemie oder Medizin von sozialen Denkmustern (er nennt sie Paradigmen) beeinflusst sind.

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